Martina Mettner und der großartige Fotograf

Wer's nicht weiß: Martina Mettner (fotofeinkost.de) hat ein Buch mit dem leicht ironischen Titel "Wie man ein großartiger Fotograf wird" geschrieben. Ich mag ihren Blog und bestellte auch das Buch, musste dann aber beim Online-Händler feststellen, dass es nicht nur positive Bemerkungen zu diesem Werk gibt. Hier also mein Senf.

Zusammenfassend lässt sich sagen: das Buch lohnt sich zu lesen (ob es sich zu kaufen lohnt ist eine andere Geschichte). In vielen Punkten muss man der Autorin geradezu dankbar für die Begriffsbestimmung sein:
  • das Grafische vs das Fotografische
  • Bildkontrolle vs Bildgestaltung
  • Begeisterung für Fototechnik vs Begeisterung für Fotografie
  • Fotografie des 20. Jahrhunderts vs Fotografie des 21. Jahrhunderts
  • etc, etc
Das ist alles klar herausgearbeitet und zeigt Martina Mettners eigentliche Stärke: die Beschreibung und Analyse des fotografischen Zustands. Da hat man nun endlich die schlauen Sachen, die man aus ihrem Blog kennt in gebundener Form. Und hier kommen wir auch zu der Schwäche des Buches: während ein Blog ohne Lektorat auskommt, benötigt ein Buch dringend ein solches. Jeder Lektor hätte nämlich die Frage gestellt: an wen soll sich denn das Buch richten? Dass muss geklärt werden, ansonsten entsteht etwas, was alle bedienen will, aber letztendlich keinem gefällt.

Empfehlungen zur Portraitfotografie wie (sinngemäß): Fragen Sie doch mal die Mütter der Freunde Ihrer Kinder oder auch Satzfragmente wie (ebenfalls sinngemäß) Kündigen Sie mal in Ihrem Fotoclub an verraten uns, an wen sich das Buch richtet und erklärt gleichzeitig warum technische Empfehlungen wie: falls die Bilder zu hell sind, ändern sie die Gradationskurve enthalten sind. Mal ganz ehrlich: jemandem, der nicht weiß, wie er an Modelle kommt, sich nicht einfachste Themen überlegen kann oder nicht weiß, wie man technische Schwächen in Bildern behebt, dem wird auch der Unterschied zwischen dem Grafischen und Fotografischen egal sein. Hier wird also mit dem Hintern eingerissen, was die Hände mühselig aufgebaut haben.

Das Buch ist empfehlenswert, aber viel zu lang. Auf den Teil für Laien hätte verzichtet werden können. Die Devise "erst denken, dann auslösen" wird in nahezu jeder Fotoschule (Canon, Nikon, wasweißich) ausgegeben - das muss man nicht ständig wiederholen. Mich hätten mehr von den Dingen interessiert, die mir nur Martina Mettner erklären kann. Und vielleicht ein paar abwechslungsreichere Bilder (Dokumentationsfotografie ist meistens so spannend wie der Parkplatz beim Discounter - aber das ist Geschmacksache). Also ergänze ich die mir fehlenden Teile des Buches mit den Artikeln des hervorragenden Fotofeinkostblogs.

Steffo