Svenja brachte mich gestern drauf, was eigentlich fehlt bei digitalen Bildern: man kann das Material nicht spüren. Ich glaube, das fasst zumindest den formalen Aspekt von Knistern & Rauschen ganz gut zusammen (und gilt auch für Vinylschallplatten). Ich möchte das Material spüren, genauso wie ich bei einem Gemälde Leinwandstruktur, Ölkleckse etc. sehen will. Nicht ausschließlich, aber sie sollten da sein.
Hinsichtlich des inhaltlichen Aspekts und der Porträtfotografie verhält es sich ebenso: der Mensch soll spürbar sein und zwar in seiner ganzen Leiblichkeit. Damit sieht die Forderungsliste nun folgendermaßen aus:
- die abgebildete Person muß als Mensch klar wahrnehmbar sein und spürbar sein (und nicht als Mannequin oder sonstige Projektionsfläche)
- es ist eine humane Fotorgafie (die nicht nur Bilder von Menschen macht, sondern auch Menschenbilder liefert); darüber hinaus sollen nicht nur Bilder sondern Denkbilder entstehen (Schirmacher)
- es soll ein Kontrapunkt zu dem sein, womit kommerzielle Fotografie Geld verdient: Werbung und Produktfotos
- wir wollen in diskursfähig sein und den Dialog mit der glatten Fotografie suchen.
- das Material mit dessen Hilfe die Abbildung erstellt wurde muss in seiner arttypischen Weise (Korn, Sensorrauschen, Unschärfe) spürbar/wahrnehmbar sein.